Gutes Leben

Ich habe gesehen: Picard

So, ich habe jetzt auch die neueste Star Trek Serie gesehen, und muss meinen Senf mal dazu geben. Achtung: Enthält Spoiler.

Also hat Patrick Stewart mal wieder seine Paraderolle gespielt: Den Starfleet Captain Jean-Luc Picard. Ich wurde ja mit The Next Generation zum Trekkie, unter anderem auch wegen Captain Picard. Mit Discovery wurde ich nicht richtig warm, das war kein Star Trek. 

ST:Picard ist meiner Meinung nach eine ganz gute Serie, aber eben nicht wirklich Star Trek. Aber lasst uns beginnen.

Picard hat der Sternenflotte den Rücken gekehrt und lebt derzeit allein auf dem elterlichen Chateau in Frankreich. Das ganze Setting hat mich sehr berührt, da auch mein Vater in Frankreich lebt, in einem alten Bauernhaus, das nicht ganz so unähnlich ist. Ungefähr bis zur vierten Episode bleibt man auch in dieser Location, dann geht es ins Weltall. Allerdings wurde das Quartier des Captain auch mit einem Holodeck versehen, und das MHN läßt es erscheinen wie das Chateau Picard. 

Im Haus lebt ein romulanisches Ehepaar, das Picard gerettet hat, wie man später erfährt. 

In diese Idylle platzt ein junges Mädchen, das von Söldnern verfolgt wird. Es stellt sich heraus, das dieses Mädchen kein Mensch ist, sondern eine Künstliche Lebensform. Picard und das Mädchen suchen die Sternenflotte auf, wo auch die Hinterlassenschaften von Data liegen. Auf einem von Data gemalten Gemälde sieht man deutlich das Mädchen. 

Die Söldner finden sie dort, und am Ende töten sie das Mädchen. Picard erfährt von der Leiterin des Daystrom Institutes, das es eine Zwillingsschwester im Romulanischen Raum gibt. Und die in Gefahr ist. 

Das romulanische Ehepaar, erklärt, das es sich bei den Söldnern um eine Untergruppe des Tal shiar, des Geheimdienstes, handelt, das Künstliche Lebensformen jagt. Auch die Föderation ist nicht gut auf die KI zu sprechen, da diese die Werft Utopia Planitia auf dem Mars zerstört haben. Picard versucht auf die Sternenflotte zuzugehen, um seinen Rang wiederzuerhalten, um dem ganzen auf die Spur zu kommen. Doch die Admirälin lehnt ab und man erfährt, das die Sternenflotte auch von Romulanern unterwandert wurde. 

Picard sucht seine alte Sicherheitschefin auf und erhält am Ende ein Schiff. Später rettet die ehemalige Borg Seven of Nine die kleine Gruppe und hilft ihnen, ihre Mission zu erfüllen. 

Der Zwilling ist auf einer Forschungsstation im Romulanischen Raum, auf einem alten Borgwürfel als Wissenschaftlerin. 

Das soll es als Inhaltsangabe gewesen sein. 

Kommen wir nun zum Star Trek Faktor. Der so gut wie nicht da ist. Ja, Sir Patrick Stewart ist gealtert. Und damit auch Jean Luc. Die Sternenflotte existiert nur noch auf dem Papier. Zumindest die Werte. Sie ist von allen umliegenden Mächten unterwandert.  Und damit auch das was für mich Star Trek ausmachte. Diese optimistische Grundhaltung. Picard ist alt geworden. Und das merkt man. Während man ihn damals für „Gestern, Heute, Morgen“ noch aufwändig schminken musste, schlurft er heute tatsächlich als alter Mann durch das Chateau Picard. In Rentnerbeige. Fehlt nur noch der obligatorische Gehstock. Okay, natürlich setzt der natürliche Alterungsprozess Grenzen, beim Dreh. Leider geht es der Sternenflotte genauso. 

Und dann diese Ungereimtheiten. Zuerst verbietet man wegen Utopia Planitia alle möglichen Künstlichen Lebensformen und die Forschung daran, dann laufen aber immer noch MHNs und Hologramme rum. Spätestens seit Voyager wissen wir, das auch Hologramme nicht zu unterschätzen sind. Dann kommt das Setting. Leider wird uns hier schon wieder das eher düstere Setting á la Star Trek 2009 und Discovery verkauft. 

Also am Ende nichts mehr von Star Trek. Schade, gerade weil es ja die Paraderolle ist, die Patrick Stewart so toll ausgefüllt hat. Den Captain, der seinen moralischen Kompass nicht wegen einiger bequemer Ansichten weggepackt hat. Der Captain Picard der 90er war sich seiner sicher, und daher eine gute Führungskraft. Er konnte sich durchsetzen, hatte ein offenes Ohr für Vorschläge und Anmerkungen seiner Crew und war immer auch Ansprechpartner. Also ein idealer Chef. So wie ich mir meinen Chef wünschen würde. Einer, der das Beste in einem sieht und das auch herauskitzeln kann. 

Dazu dann diese helle, angenehme Arbeitsumgebung, die hellen und freundlichen Wohnquartiere auf der Enterprise D. Das war Star Trek. Eine optimistische Version der Zukunft, in der die Menschheit aus ihren Fehlern gelernt hat. Und das alles wurde einem Zeitgeist geopfert, der in allem nur noch das negative sieht. Wo alles was ich einst gelernt und verstanden habe „problematisch“ wird. 

Das ist alles. Nur nicht mehr Star Trek. Die alten Trekkies, aus meiner Generation, werdet ihr damit nicht mehr erreichen.